Taz.de
"Zwanzig Fenster, fünf Programme," interview by Verena Dauerer for Taz.de (in German), October 25, 2001.
Excerpt:
Verena Dauerer: Sind die in mehrere Fenster aufgeteilten Nachrichten von CNN eine Adaption von Desktopoberflächen des Computers oder eher eine Montage im tradidtionellen Sinn?
Lev Manovich: CNN benutzt separate Teilbilder, die zusammen etwas Neues ergeben, was vorher nicht existierte. Es entsteht eine Gestalt aus individuellen Elementen. Die Ästhetik der Montage bedeutet, von Eisenstein bis MTV, die Elemente so zu positionieren, dass sie in Konflikt miteinander treten. Auf Webseiten und im Fernsehen wie bei CNN geht es nicht um Positionierung und Konflikt, sondern um Zugabe von Informationen. Man nimmt ein Textelement und erweitert es durch Bilder und virtuellen Raum. Das ist ein anderes Konzept als bei der Montage. Bei der ging es darum, eine einzelne Botschaft mit einem Informationsstrom durch Elemente und ihre Positionierung in Raum und Zeit zu vermitteln. Aber heute ist Informationseffektivität immer wichtiger und wie man mehr Infos simultan über einen Datenstrom transportieren kann. Dazu braucht man die Montage nicht mehr.